Samstag, 19. Februar 2011. Kalt ist es und ein paar Flocken fallen, als wir, eine Gruppe Ruderer des SCBG, uns am Morgen bei der Bootsbau Berlin GmbH im Wassersportzentrum in Köpenick einfinden.
Schon vor dem Hallentor leuchten sie uns entgegen, die knallroten Boote der bekannten Berliner Bootswerft, die auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken kann. Dort wird derzeit auch der neue Gig-Zweier des Vereins gebaut, den zu besichtigen wir uns vorgenommen haben. Geschäftsführerin Heike Hoffmann begrüßt uns kurz nach zehn mit festem Händedruck in Ihrem Büro, bevor Sie uns durch eine schmale Tür im großen Hallentor schlüpfen lässt.
In der Halle ist es eng. Dicht an dicht stehen zahlreiche Boote in unterschiedlichen Entstehungsstadien. Zu unserer Überraschung wird auch am heutigen Samstag fleißig gearbeitet. Nur bloß nirgends hängen bleiben, denke ich mir beim Umrunden eines glänzend roten Rennvierers, dessen Bordwände gerade bearbeitet werden. Gleich daneben steht etwas, das aussieht wie ein riesiges Krankenhausbettgestell. Das soll unser neuer Zweier sein?
Neugierig treten wir heran. Ich zücke meine Kamera. "Aber nicht die anderen Boote!" ruft mir Frau Hoffmann zu. Weshalb, das wird mir etwas später klar, setzt BBG doch mit großem Aufwand entwickelte Technologien ein, die abzuschauen für andere sicher interessant wäre. Ich beschränke mich also auf einige Erinnerungsfotos. Ohnehin ist es viel spannender den Erläuterungen zuzuhören. Das, was ich als Krankenbett identifiziert hatte, stellt sich als Form heraus, in die zunächst einmal ein Trennmittel kommt - kenne ich vom Backen, da heißt das Margarine. Doch folgt sogleich die Überraschung. Als nächstes wird nämlich die Farbe eingebracht, gespritzt oder mit der Rolle. Dann wird die Bootshaut aufgebaut. Im Wechsel werden feinste Gewebe aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Kevlar und Harz eingebracht, erklärt uns Frau Hoffmann. Bei unserem Zweier sind bereits die Spanten eingesetzt. Und auch das Fabrikschild, eigentlich ein Aufkleber innen am Bug, ist bereits angebracht.
Wie es einmal fertig aussehen wird, schauen wir an einem Boot, das offenbar nur noch auf seine Ausleger wartet, an. Innen bietet es ein fest integriertes Sandwichdeck und Schotts aus ebensolchem Leichtbaumaterial. Dadurch erhält das Boot Auftrieb, sollte es einmal kentern. Wir staunen über die Stemmbretter, die so aussehen wie die auf den neuesten Ruderergometern. Noch begeisterter sind wir von der neuartigen Stemmbretthalterung, die ganz ohne Flügelschrauben auskommt und das Verstellen mit einer Hand ermöglicht. Es dauert nicht lange und die anwesenden drei Vorstandsmitglieder beschließen, unser Boot soll dieses Extra auch bekommen.
In der Halle nebenan riecht es nach Harz. Auch hier sind gleich mehrere Boote parallel in Entstehung. Wir lernen viel über die unterschiedlichen Materialien und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bauweisen. Ein Besuch der Schlosserei, wo die Aluminium-Ausleger gefertigt werden, ist der letzte Punkt auf unserer Besichtigungstour. Noch einen letzten Blick auf unseren Zweier werfend, verlassen wir die Halle. Frau Hoffmann hat uns versprochen, zum Anrudern am 2. April wird es fertig sein. Dann wird es in schönstem (bleibt noch geheim) erstrahlen. Wir freuen uns darauf!
Andreas Böttcher