The Berlin Loop 2016 (Berlin von der Wasserseite erleben)

Dieses Jahr fand vom 2.-4. September eine Neuauflage unserer Wanderfahrt in und um Berlin statt – nachdem wir in diesem Jahr 29 Teilnehmer inklusive Gästen u.a. aus Paris, Kopenhagen, Kassel und Frankfurt im Boot hatten, musste ein internationaler Titel für die Tour her – deshalb hieß es dieses Mal‚ The Berlin Loop™.

Die Gäste waren für die Zeit zwischen den Etappen alle bei hilfsbereiten SCBGlern untergebracht – was mich zu dem zalando-kompatiblen Schrei eines unserer Mitruderer unter der SCBG Dusche bringt, den er ausstieß, als er realisierte, welchen Gast er beherbergen sollte (die Namen sind dem Redakteur bekannt, werden aber hier nicht veröffentlicht) …

Freitagnachmittags ging es bei strahlendem Sonnenschein mit fünf Booten (22 Bootsplätze) vom heimischen Bootshaus auf die 16km lange Strecke nach Neukölln. Nachdem in diesem Jahr die neue Spreebrücke in Treptow nicht von explodierenden Gasflaschen beschädigt worden und somit passierbar war, konnten wir die Strecke vorbei am idyllischen Köpenick und Baumschulenweg rudern, allerdings auch an den Fabrikruinen in Oberschöneweide. Die Touristen unter uns wurden auf dem Britzer VK daran erinnert, dass wir uns auf Europawasserstrassen bewegten, denn uns kam zwischen den Spundwänden ein Schubverband entgegen, der nur sehr wenig Platz zum Passieren ließ. Die Boote ließen wir auf der Wiese der RG Wiking zum Übernachten und die Crews machten sich auf den Weg in die Stadt, wo der Abend bei leckerem, italienischen Essen und bester Laune ausklang – hier stieß auch Golo vom Berliner RC zu uns, der nach einem Fahrradsturz wenige Tage zuvor nicht an der Fahrt teilnehmen konnte.


Am Samstagmorgen ging es vom Wasserstraßenkreuz Richtung Westen über den Teltowkanal zum Tempelhofer Hafen, wo wir dem angeblich wachsenden Trend in Berlin folgend, unsere Boote für die Pause in drei Reihen „parken“ mussten, um regelkonform den für das WSA reservierten Anlegeplatz vakant zu halten. Für die Teilnehmer eine halbe Stunde, um sich im Schatten der alten Hafengebäude und -kräne und bei Glitzerwasser (sich im Hafenbecken spiegelnder Sonne) auf die 15km lange Strecke zur Mittagspause in Kleinmachnow vorzubereiten. Um diese zu erreichen, mussten unsere Crews durch die monumentale Schleusenanlage in Kleinmachnow. Der Yachtkapitän neben uns, der vorsichtshalber mal die rote Ampel überfahren hatte, um als erster in der Schleuse zu sein, wunderte sich, dass er eine qualifizierte Ansage des Schleusenwärters bekam, doch bitte nochmal den Rückwärtsgang einzulegen – der nächste Hinweis des Herrn Schleusenwärters an denselben Yachtkapitän war dann, doch bitte etwas mehr Lose ins Seil zu geben, es ginge danach nämlich 2.84m abwärts – Den Eingeweihten unter uns machte das langwierige Anlegemanöver eines anderen Kapitäns nervös, der uns in der Schleuse gefährlich nahe kam, denn wir wussten, dass unten am Anleger des RV Kleinmachnow Stahnsdorf Manja mit Brezeln (mit Butter) und Kaffee (mit Zucker und Milch) wartete und jemand, der den Schleusungsvorgang verzögern würde, war im Zeitplan nicht vorgesehen – ganz lieben Dank Manja für die Brezeln und den Kaffee.

So gestärkt ging es gut gelaunt auf die Nachmittagsetappe – noch 4km auf dem Teltowkanal, dann über den Griebnitzsee (der offiziell noch zum Kanal gehört), vorbei am sonnenbeschienenen Schloss Babelsberg, der glitzernden Skyline von Potsdam, der Glienicker Brücke, Schloss Glienicke, um dann an der 1844 von Friedrich Ludwig Persius im Neo-Romanischen Stil gebauten Heilandskirche anzulegen. Auf Höhe der Glienicker Brücke hatte die in Kleinmachnow für Gertrud eingewechselte Thea noch versucht, ihren Steuerbordausleger abzureißen, um sich dann von ihrer Crew bis zum Rastplatz rudern zu lassen. Dort ließ sich der Schaden Mittels mitgebrachter Ersatzteile schnell beheben. Wie im letzten Jahr wurden wir von einer Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche neugierig beäugt, weil wir plötzlich an Land gingen und so gar nicht hochzeitsgemäß klamottiert waren. Unsere Gäste aus Frankreich konnten sich an der zum Potsdamer Weltkulturerbe gehörender Stelle ganz zuhause fühlen, denn Andreas‘ Andreas hatte einen Champagnerempfang in den Schlosspark Sacrow gecatert – vielen Dank an Andreas für’s Anliefern der anheiternden Verpflegung. Weiter ging es vorbei an Schloss Pfaueninsel (schon wieder Weltkulturerbe auf der Strecke, dieses Mal von König Friedrich Wilhelm II für seine Mätresse Wilhelmine Enke Ende des 18. Jahrhunderts errichtet), gefolgt vom Passieren von Kälberwerder, der vereinseigenen Partyinsel des Ruderklub am Wannsee. Von dort vorbei an Breitehorn, wo wir im Vergleich zum Vorjahr die Versenkungsvermeidungsquote erfolgreich verbessern konnten --- und der Versuchung widerstanden, mit unserer Flottille vor Anker zu gehen, um dem örtlichen Campingverein einen Goldenen Kaktus zu überreichen – für den Hinweis im letzten Jahr, unsere havarierte K’See dürfe nicht an ihrem Strand abgelegt werden und Anlegen sei generell verboten… Von dort an meinte die Havel es wieder nicht besonders gut mit uns – diesmal nicht wegen des Windes, sondern wegen der vielen Motorboote, die für Wellen von allen Seiten sorgten. Wenige km später erreichten trotzdem alle Boote vollbesetzt den Spandauer RC Friesen, bei dem Guido unseren Booten dankenswerter Weise ein sicheres Nachtquartier besorgt hatte.

 


Am Sonntag war das Wetter leider nicht mehr so toll … dafür ging es durch die Charlottenburger Schleuse, an der einem Ausflugsdampfer Vorrang gewährt wurde, aber zum Glück passten auch wir noch alle gleichzeitig in die 115m lange Schleusenkammer… danach vorbei am Schlosspark von Charlottenburg und damit auf die Startgerade des Rennens ‚Quer durch Berlin‘, das immer einen Monat nach der Berlin Loop stattfindet… Wir konnten in aller Ruhe am Spreekreuz in den Landwehrkanal einbiegen, wo wir nach wenigen Minuten das Charlottenburger Tor durchruderten und nach dem Passieren der Unterschleuse im Tiergarten zur nächsten Pause anlegen konnten, wo trotz leichten Regens mittags um 12 noch ‚die Reste‘ der Party vom Samstagabend zusammengekuschelt lagen –wir haben keine klinischen Studien gestartet, warum dem so war. Danach ging es, den Ausflugsdampfern entgegen – alle Boote mit jeweils 50m Abstand, um bei Bedarf einen Platz zum Ausweichen finden zu können, durch den Tiergarten, vorbei am Potsdamer Platz und nach Kreuzberg, wo uns das Restaurant Van Loon im Urbanhafen zur Mittagspause die komplette Bugkabine des Schiffs und das leckere Buffet für unseren Crew-Lunch zur Verfügung stellte. Auf einigen Plätzen wurden neue Kräfte eingewechselt und so ging es zur Oberschleuse am Ende des Landwehrkanals, die deutlich schneller funktioniert als die Oberschleuse in Neukölln – 30 cm Hub um wieder auf Spreeniveau zu kommen und ein Applaus für die abschleusende Motorbootbesatzung, die nach gefühlten zehn Minuten in der offenen Schleusenkammer realisierte, dass man doch jetzt auch ausfahren könne. Der geplante Stopp am Treptower Park musste wegen der Absperrungen des Festivals entfallen, dafür umrundeten wir die Insel der Jugend und die verdiente Pause wurde dann am RC Narva eingelegt, wo Flo uns verließ, um seinen Zug zurück nach Frankfurt zu erreichen. Einige wenige klagten mittlerweile über Schmerzen im Allerwertesten. Andere wiederum legten sich auf ein Nickerchen ins Gras. Danach gab es, wie im letzten Jahr, ein Rennen gegen die von Westen heranziehenden, dunklen Wolken, das wir in diesem Jahr gewinnen konnten. Wir wurden nicht nass, aber unsere Queerschlagwanderfahrtcrew bekam ein Abschlussfoto unter dem Regenbogen… als wäre es geplant gewesen…

Lieben Dank an alle, die dabei waren, für 100 tolle Kilometer und ein phantastisches Wochenende bei bester Stimmung. 

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